Geschichte der

Fischerkirche

Die Fischerkirche hat in ihren 90 Jahren schon einiges erlebt. Begleiten Sie uns auf einem kleinen Spaziergang durch die Geschichte.

Die Ausgangslage für den Bau der Fischerkirche ist seinerzeit denkbar ungünstig, denn der von den Hamburger Architekten Bernhard Hopp und Rudolf Jäger 1933/34 erarbeitete Entwurf kommt beim Gemeindekirchenrat in Prerow zwar gut an, wird aber als zu teuer befunden. Anstelle der veranschlagten 23.000 RM werden nur 12.500 RM genehmigt.

Nach der Grundsteinlegung der Kirche im Oktober 1934 wird sie in wenigen Monaten von Darßer Handwerkern erbaut: Stellvertretend sei der Borner Schmied John Bülow genannt, der vom Kugelkreuz bis zum Wetterhahn Bleibendes schafft. Natürlich fehlen die für die Kirchen an der Küste typischen Schiffsmodelle nicht, die von Seeleuten als Dankesgabe gebaut wurden. Der Gaffelschoner „Hans“ hängt im Tonnengewölbe, das Vollschiff „Helga“ steht am Fenster.

Schiffsmodell vom Gaffelschoner "Hans", 
gebaut vom Seemann Carl Becker

Kerzenkronleuchter vom Borner Schmied John Bülow

Kugelkreuz und die beiden Altarleuchter vom Borner Schmied John Bülow

Aufgrund der sehr knappen Kassen geht der Architekt Bernhard Hopp mit vollem Engagement ans Werk: Er wirbt für Spenden, und er stattet selbst den Innenraum der Kirche mit Altartisch und Kanzel aus, die zwangsläufig sehr schlicht ausfallen. Er schnitzt zudem für die vorderen Ständer vier große Holzfiguren.

Die vier Holzfiguren von Bernhard Hopp symbolisieren den gefallenen Soldaten, den ertrunkenen Seemann, die auf der Flucht ums Leben gekommene Frau und den in der Fremde Verschollenen. Hopps Gedanke dahinter ist, dass die Gemeindemitglieder, die auf See, im Krieg und in der Fremde geblieben sind, beim Gottesdienst mit dabei sind.

Nachdenklich stimmen die von ihm an den Längsseiten unter dem Tonnengewölbe angebrachten beiden Sprüche aus dem Johannis-Evangelium, die in die Zeit passen: Es ist das Licht noch eine kleine Zeit bei euch. Wandelt, dieweil ihr das Licht habt, dass euch die Finsternis nicht überfalle. (Joh 12, 35) Solches habe ich mit euch geredet, dass ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. (Joh 16, 33)

Am 31. März 1935 findet die Weihe der Kirche statt.

die Figuren von Bernhard Hopp, die den gefallenen Soldaten und den ertrunkenen Seemann symbolisieren

die Figuren von Bernhard Hopp, die die auf der Flucht ums Leben gekommene Frau und den in der Fremde Verschollenen symbolisieren

Die Verbindung zu den Bibelsprüchen im Innenraum der Kirche stellt ein dritter Spruch her, der außen über dem Haupteingang zu lesen ist: Was der Mensch sät, das wird er ernten. (Gal 6, 7)

Bereits kurz nach der Weihe 1935 bekommt der renommierte Bildhauer Hans Mettel den mit 4.500 RM gut dotierten Auftrag, einen Figurenzyklus von acht Ständerfiguren für die Kirche zu schaffen. Zu Pfingsten 1936 fügt er seine acht hölzernen Skulpturen ein. Die Figuren stellen einfache Menschen dar wie einen Mann mit Spaten, eine Mutter mit Kind, aber auch zwei Soldaten mit Gewehr.

Mettels Figur "Soldat mit Gewehr" 

Mettels Figur "Mutter mit Kind"

vier Mettel-Figuren auf den Ständern an der Südseite der Kirche

Dass zwei von Mettels Figuren einen Soldaten mit Gewehr verkörpern, ist sicher ein Zugeständnis an die Auftraggeber, die eine Heldenehrung erwarten. 

Die Kunsthistorikerin Kerstin Schlüter vertritt in ihrem Buch "Der Bildhauer Hans Mettel. Mit einem kritischen Werkkatalog der plastischen Arbeiten" die Auffassung, dass Hans Mettel sich dem in gewisser Weise entzieht, denn er „führt den Themenzyklus eher als Darstellung dessen, was Krieg verursacht, denn als Verherrlichung desselben aus.“ Kurze Zeit später gelten Mettels Kunstwerke bereits als „entartet“. Die Ständerfiguren werden aber nicht aus der Kirche entfernt, sondern ideologisch umgedeutet.

Bernhard Hopp lässt zwei seiner Figuren bei einem befreundeten Ehepaar in Barth einlagern. Die beiden anderen nimmt er mit, als er Born Richtung Hamburg verlässt. Die Figuren geraten lange in Vergessenheit. 1985, 50 Jahre nach der Weihe, sind die Holzfiguren in der Kirche zurück. Sie bekommen nun einen herausragenden Platz an der Altarwand, denn der ursprüngliche ist ja durch die Figuren von Hans Mettel besetzt. Auch ein von Bernhard Hopp gemalter Flügelaltar mit den Ostergeschichten des Neuen Testamentes kommt an die Altarwand.

2007, über sieben Jahrzehnte nach der Weihe, dann ein großartiger Fund: Bei der sehr einfach gestalteten Kanzel werden unter den aufgenagelten Sperrholzplatten drei Engel entdeckt, die eindeutig Bernhard Hopp zuzuordnen sind. Denkbar ist, dass Hopp alle drei Engel abdeckt, weil ihn stört, dass er den dritten Engel nicht rechtzeitig bis zur Weihe fertigstellen kann. Heute werden die Engel genau so präsentiert, wie sie vorgefunden wurden.

1991 erhält die Kirche eine kleine Orgel. Sie ist das Meisterstück des Orgelbauers Andreas Arnold und wird von der Firma Nußbücker in Plau am See gebaut.

der Flügelaltar (Mittelteil) von Bernhard Hopp, der 1987 an der Altarwand angebracht wird

die drei von Hopp gemalten Engel an der Kanzel, die 2007 entdeckt werden - rechts der unvollendete

Im Jahr 2010 entfernen der vorherige Pfarrer und Mitglieder des Gemeindekirchenrates die Holzfiguren und den Flügelaltar von Bernhard Hopp von der Altarwand. Der Blick soll allein auf den Altar und das Kreuz fallen. Der Förderverein der Fischerkirche, die Gemeinde, viele Bewohner, auch Gäste und Künstler, die sich mit der Borner Kirche und den Werken Bernhard Hopps verbunden fühlen, sind damit nicht einverstanden. 
Der Förderverein erreicht schließlich, dass Hopps Figuren in der Kirche bleiben. Sie sind seitdem an der Empore angebracht. Der Flügelaltar befindet sich derzeit als Leihgabe der Familie Hopp im Kunstmuseum in Ahrenshoop.